„Wir wollen mit der jetzigen Generalsanierung und Modernisierung an die Vergangenheit anknüpfen und gleichzeitig eine Brücke ins neue Jahrhundert schlagen.“ Mit diesen Worten hatte Oberbürgermeister Alois Karl am 8.12.1999 bei der Einweihung des Rathauses I die Absicht der Stadt auf einen Nenner gebracht. Zuvor war das Rathaus in einem wahren „Par force-Ritt“ innerhalb von acht Monaten für rund 10,7 Mio. DM umgebaut und von oben bis unten durchsaniert worden. Besonders erfreute Oberbürgermeister Karl, dass die wichtigsten Bauleistungen unter der Leitung des Architekturbüros Berschneider und Knychalla fast ausschließlich von örtlichen Betrieben erbracht worden sind. Vor allem im Hinblick auf die gestiegenen Einwohnerzahlen und die hinzugekommenen Aufgaben war das im Jahr 1957, übrigens ebenfalls am 8. Dezember, nach dem Wiederaufbau eingeweihte Rathaus nicht mehr zeitgemäß. Auch hinsichtlich der Haustechnik und vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass es in den 50er Jahren mit sparsamen Mitteln und einfachen Baustoffen aufgebaut worden war, musste eine grundlegende Sanierung ins Auge gefasst werden. „Das Rathaus, also die zentrale Verwaltung, gehören in den Kern einer mittelalterlichen Stadt“, erinnert sich Oberbürgermeister Karl an die Entscheidung, statt eines Neubaus an anderer Stelle das bestehende Rathaus zu erweitern und zu sanieren. Zudem besitzt das Neumarkter Rathaus eine über 600 Jahre alte Geschichte. Und nicht umsonst liegt es im Kreuzungspunkt der Altstadtachsen und nimmt so städtebaulich eine Sonderstellung in der Altstadt ein. Zusammen mit der Pfarrkirche St. Johannes, der Hofkirche und dem Schlossbereich stellt es ein wichtiges Element des historischen Ensembles der Neumarkter Altstadt dar. „Ich bin froh, dass die Verantwortlichen der Stadt unter dem damaligen Oberbürgermeister Theo Betz in den 40er und 50er Jahren diese Bedeutung des Rathauses erkannt und an einem Wiederaufbau festgehalten haben.“ Nachdem das Rathaus bei den verheerenden Angriffen im April 1945, gerade einmal zwei Wochen vor Kriegsende, völlig zerstört worden war, stand es mehr als zehn Jahre als Ruine im Mittelpunkt des Marktplatzes. Schon im Juli 1945 hatte die amerikanische Militärregierung die Sprengung der Rathausruine gefordert. Dies konnte jedoch glücklicherweise verhindert werden. Schon beim Volksfestumzug 1954 hatte das Stadtbauamt einen Wagen geschmückt, auf dem ein Modell des wieder aufgebauten Rathauses präsentiert wurde. Darauf war zu lesen „Wie es einmal war und wie es werden sollte“. Die endgültige Entscheidung für den Wiederaufbau fiel in der öffentlichen Stadtratsitzung am 7.7.1955. Bis auf drei Gegenstimmen entschieden sich alle Stadträte für den Wiederaufbau des Rathauses am angestammten Ort. Bereits 1946 hatte der Stadtrat den Architekten Hanns Meier mit der Vorplanung betraut. Dieser Entwurf wurde letztendlich mit dem Baubeginn im Oktober 1955 nahezu unverändert ausgeführt. Bei der Einweihung am 08. Dezember 1957 nannte es der damalige bayerische Staatsminister für Wirtschaft und Verkehr, Dr. Otto Schedl, „ein Symbol des zähen Willens zur Selbstbehauptung der Bürger“. Zugleich sei es ein stolzer Abschluss des rasanten Neumarkter Wiederaufbaus. Gut 40 Jahre nach der Einweihung war dann eine Erweiterung und eine Sanierung notwendig. Neumarkt hatte sich von 14.584 Einwohnern im Jahr 1957 zu einer Stadt mit rund 40.000 Einwohnern entwickelt. Gleichzeitig waren neue Aufgaben hinzugekommen. Auch die Zahl der Mitarbeiter war von 109 im Jahre 1957 bis zum Jahre 1999 auf 286 geklettert. Nachdem im Jahr 1989 im ehemaligen Vermessungsamt das Rathaus II untergebracht worden war, konnte nun in einer Rekordbauzeit von nur acht Monaten an die Sanierung des Rathauses I gegangen werden. Dabei wurde auf modernste, umweltschonende und energiesparende Technik geachtet. Auch auf die Belange von Behinderten und Rollstuhlfahrern wurde Rücksicht genommen und in verschiedenen Gesprächen mit den Betroffenen Anregungen gesammelt und in die Planung aufgenommen. Mit dem Aufzug ist nun ein problemloser Zugang von der Rathauspassage aus zu allen Ebenen und Zwischenebenen des Rathauses möglich. Außerdem wurden im Erdgeschoss des Rathauses sowie beim Rathausanbau jeweils Behinderten-WC’s eingebaut. Seit dem 8.12.1999 präsentiert sich das Rathaus mit seinen lichtdurchfluteten und freundlichen Räumlichkeiten als modernes Dienstleistungszentrum. Gerade das Rathaus drückt aus, was auch Neumarkt ausmacht: Traditionelles Denken und Mut zur Moderne. Dabei vermittelt bereits der Eingangsbereich Offenheit und Transparenz. Und immer wieder wird Oberbürgermeister Karl darauf angesprochen, dass es kaum ein Behördengebäude gebe, wo über dem Eingang steht: „Herzlich Willkommen“ wie dies im Neumarkter Rathaus der Fall ist. Und, so betonen die auswärtigen Besucher, dieses herzlich Willkommen ist durchaus ernst gemeint.