Am vergangenen Mittwochabend lud der G.NE.T Business Club zu einem hochkarätigen Expertengespräch in die Aula der Technischen Hochschule Georg Simon Ohm. Unter dem Motto „KI – Chancen und Risiken für kleine und mittelständische Unternehmen“ kamen rund 180 Besucher zusammen, darunter 40 Ehrengäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.
Die Veranstaltung wurde um 18:30 Uhr vom Club-Vorsitzenden Ed Sheldon eröffnet. Staatsminister Albert Füracker, Landrat Willibald Gailler, Oberbürgermeister Markus Ochsenkühn und Prof. Dr. Niels Oberbeck, Präsident der TH OHM Nürnberg, hielten kurze Begrüßungsreden und gaben erste Impulse zur Thematik.
Albert Füracker betonte die Notwendigkeit, den Einsatz von KI rechtssicher und datenschutzkonform zu gestalten. Behörden stehen oft unter kritischer Beobachtung, obwohl viele bereits digital gut aufgestellt sind. Besonders in der Steuerverwaltung bieten sich durch KI erhebliche Effizienzsteigerungen, um große Datenmengen schneller und präziser zu verarbeiten. Zudem verwies er auf die staatlichen Investitionen in digitale Infrastruktur, die bereits 71 % der bayerischen Bevölkerung Gigabit-Glasfaseranschlüsse ermöglichen.
Markus Ochsenkühn zeigte sich optimistisch für den KI-Einsatz in Neumarkt, obwohl bisher nur das Geoinformationssystem (GIS) als konkrete Anwendung existiert.
Willibald Gailler appellierte an die mittelständischen Unternehmen, sich aktiv mit Zukunftstechnologien auseinanderzusetzen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Prof. Dr. Niels Oberbeck hob hervor, dass KI das Lehren und Lernen verändern wird. Berufsprofile wandeln sich, KI-gestützte Beratung kann Studienberater entlasten und Lehrmaterialien lassen sich effizienter erstellen. Prüfungen der Zukunft werden weniger reines Wissen abfragen, sondern stärker auf Kompetenzen fokussieren. Zudem sollten Qualifizierungsziele kritisch hinterfragt werden, insbesondere hinsichtlich der Relevanz bestimmter Berufe in zehn Jahren.
Dr. Patrick Glauner warnte davor, dass Europa im globalen KI-Wettbewerb zwischen den USA und China ins Hintertreffen geraten könnte. Derzeit scheitern noch 80 % der KI-Projekte in der Industrie. Sein Credo: Probleme sollten pragmatisch gelöst und die richtigen Partner ins Boot geholt werden. Er verwies auf das Unternehmen Krones, das KI zur Qualitätskontrolle bei Flaschen einsetzt und damit präzise Defekte erkennt und analysiert.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden weitere konkrete KI-Anwendungen vorgestellt. Die Firma Fuchs setzt KI in der Produktionsplanung ein und untersucht Möglichkeiten, unbeliebte Tätigkeiten durch Automatisierung zu ersetzen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die KI-gestützte Analyse von Brötchen-Rückläufern, die dabei hilft, Überproduktionen zu vermeiden und Bestellungen präziser zu steuern. Die Stadt Neumarkt plant den Einsatz von KI zur Vorprüfung digitaler Bauanträge, um Bearbeitungszeiten zu verkürzen, während das Landratsamt noch keine spezifischen KI-Projekte verfolgt.
Stefan Rödel von der Rödel Energie GmbH berichtete von bereits vernetzten Heizungen, die durch KI vorausschauend Störungen erkennen und damit eine Störungsbehebung im Vorfeld ermöglich. Geplant ist zudem ein Chatbot zur Entlastung der Telefonzentrale. Auch die Firma Fuchs setzt auf KI zur besseren Analyse von Bauausschreibungen: Eine KI durchsucht öffentliche Ausschreibungen und generiert automatisch passende Angebote, wodurch der Vertrieb erheblich effizienter wird. Ein weiteres Beispiel ist ein Sprachbot, der Krankmeldungen von Mitarbeitern entgegennimmt und die Personalabteilung entlastet.
Ein spannender Einblick wurde zudem in die KI-gestützte Einbruchsvorhersage des LKA gewährt. Durch die Analyse von Mustern kann prognostiziert werden, wann in bestimmten Stadtgebieten vermehrt Einbrüche zu erwarten sind, wodurch Polizeipräsenz gezielt verstärkt werden kann.
Nach den Fachvorträgen und Diskussionen nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit zum Networking beim abschließenden Get-together. In lockerer Atmosphäre wurden die neu gewonnenen Erkenntnisse vertieft und wertvolle Kontakte geknüpft. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, welche Potenziale KI für mittelständische Unternehmen bietet und wie wichtig es ist, sich frühzeitig mit dieser Technologie auseinanderzusetzen.